Das Kooperationsprojekt der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen (EvH) mit der Bochumer Ehrenamtsagentur (bea) weckte innerhalb kurzer Zeit landes- und bundesweites Interesse. “Profis mit Profil – Bürger mit Engagement: Zusammenarbeit von Fachkräften und Freiwilligen gestalten“ ist hochschulintern und deutschlandweit eine Neuheit. Denn, trotz der bereits jahrelangen Tätigkeiten der Ehrenamtsagenturen in Deutschland, besteht bundesweit kein vergleichbares Studienangebot, das Student*innen auf diesen interessanten Arbeitsmarkt vorbereitet.
Im Seminar „Ehrenamt trifft Hauptamt“ können Student*innen der „Sozialen Arbeit“ in Kleingruppen eigene Projekte rund um das Thema Ehrenamt entwickeln und umsetzen. Die Student*innen werden über die vielfältigen Aufgaben einer Ehrenamtsagentur informiert und an die bestehenden und stetig neu entstehenden Arbeitsfelder herangeführt. Besonders wertvoll für die Student*innen ist die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Hinzu kommt der Kontakt zu Akteur*innen rund ums Ehrenamt, die die einzelnen Projekte unterstützen konnten. „Das Seminar `Ehrenamt trifft Hauptamt´ bietet einen soliden theoretischen Hintergrund und ist insbesondere für eine qualitative und begründete Projektentwicklung im Bereich des Ehrenamtes zu empfehlen“, fasst die Studentin Aleksandra Brill zusammen.
Im Rahmen des ersten Seminars sind drei unterschiedliche Projektideen entstanden. Eine Gruppe der Student*innen erarbeiteten ein Konzept, das Deutschkurse für geflüchtete Frauen auch während der Corona-Krise möglich macht. Eine weitere Idee war die Konzeption des „barrierefreien Ehrenamts“. „Die Idee kam uns, da es für Menschen mit Beeinträchtigung oftmals schwierig ist, sich ehrenamtlich zu engagieren oder diesbezüglich Informationen zu erhalten, da z.B. Infomaterialien nicht in einfacher Sprache verfasst sind. Daher war es unser Ziel, einen Flyer für Menschen mit Beeinträchtigung zu entwickeln, der auf Infoveranstaltungen zum Thema ehrenamtliches Engagement mit Beeinträchtigung hinweist“, sagt Julia Wandscheer. Eine dritte Idee war die Förderung der Motivation von Jugendlichen sich ehrenamtlich zu engagieren. Hierfür wurde Fachliteratur und die Perspektiven von Expert*innen aus dem Bereich junges Ehrenamt im Bereich der freiwilligen Feuerwehr, des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und im Jugendzentrum anyway in Köln betrachtet. Marcus Schmidt hält die Ergebnisse folgender Weise fest: „In der gemeinsamen Arbeit mit jugendlichen Ehrenamtlichen ist es von Bedeutung, unsere Grundhaltung zu reflektieren und den Jugendlichen mit einer wertschätzenden Haltung zu begegnen. Es gilt, die Bedürfnisse und Interessen der Jugendlichen zu berücksichtigen und im Sinne des Empowermentgedankens die Jugendlichen selbst tätig werden zu lassen“.
Der Sozial-Wissenschaftsladen bildet eine weitere praxisorientierte Schnittstelle. Dieser verfolgt das Ziel, Gesellschaft und Wissenschaft zu verbinden und praxisorientierte Ansätze für die Bewältigung ökologischer, ethischer, technischer oder sozialer Probleme und Fragestellungen zu entwickeln, welche dann von zivilgesellschaftlichen Akteur*innen eingebracht werden sollen. Durch eine Anfrage von Uwe van der Lely (Geschäftsführer der bea) konnte über den Sozial-Wissenschaftsladen der Kontakt in die Lehre hergestellt und durch einen Besuch im Seminar begleitet werden.
Mittlerweile wird das Seminar erweitert um den Themenbereich „CSR - Unternehmen als soziale Akteure“ angeboten. Uwe van der Lely sieht eine sehr gute Chance bei konsequenter Fortsetzung, stetigem Ausbau des Angebots und enger Verknüpfung mit dem bestehenden Lehrangebot, dass die EvH ein weiteres bundesweites Alleinstellungsmerkmal entwickeln und Student*innen künftig noch umfassender an diesen Arbeitsbereich heranführen und dafür sensibilisieren kann.
Ansprechpartner ist Uwe van der Lely
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